Zum Tod von John Burnside

Zum Tod von John Burnside

3.6.2024

Wir trauern um dem schottischen Schriftsteller John Burnside, der am 29. Mai 2024 verstorben ist.

Dazu unser Verleger Jo Lendle:

John Burnside ist tot und wir können nichts tun, als seine Gedichte zu lesen, in denen alles schon steht. Vor einigen Jahren lud ich ihn ein, gemeinsam ein Akzente-Heft herauszugeben, und er wusste sofort, welchem Thema es sich widmen soll: Ordnung! Um der Unordnung der Welt etwas entgegenzuhalten. Unmittelbar vor Drucklegung fügte er einen Nachruf auf die eben gestorbene Lucie Brock-Broido ein, dessen letzten Sätze nun für ihn selbst gelten: »Eben dies macht die Sprache der Lyrik möglich: Sie holt das Leben zurück (…); selbst wenn sie Schmerz einräumt, Trauer, unerklärlichen Verlust (…), macht sie die Welt wieder bewohnbar, zumindest für eine Weile.«

Nun bleiben wir in dieser ohne ihn etwas unbewohnbareren, unordentlicher gewordenen Welt und lesen in seiner »Anweisungen für eine Himmelsbestattung« in der Übertragung von Iain Galbraith:

Man sagt, die Toten lauschen eine Zeitlang weiter,

ehe sie endgültig gehen, erst nach und nach löse

der Geist sich in den Wind auf oder, kommendem

Leben zum Wohl, streue sein Salz ins Gras.

Das ist es vielleicht, was den neuen Anfang

bestimmt, gegen Abend läuft jemand

übers Feld, es gibt Vogelgesang

in den Baumkronen und die ersten, dunklen Regenflecken

an den Nesselblättern: Alles wird durch das geformt,

womit es in Berührung kommt, ob durch bloßes Streifen

oder komplizierte Zurückweisung, Requiem

oder Schweigen.

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