5 Fragen an ... Peggy Elfmann

5 Fragen an ... Peggy Elfmann

In welchem Alter sollten sich Kinder und Eltern bzw. Angehörige idealerweise zusammenfinden, um über das Älterwerden und die Zukunft zu sprechen?
Am besten so früh wie möglich. Pflegen beschränkt sich nicht nur auf das Alter, sondern kann durch einen Unfall oder die Krankheit eines Menschen bereits in jungen Jahren Thema werden. Aber klar, je älter die Eltern werden und Auffälligkeiten auftauchen, spätestens dann sollte man das Thema wirklich angehen. Gut ist, wenn Eltern und Kinder sich dafür Zeit nehmen können, sie Informationen einholen, in Ruhe darüber sprechen und idealerweise weitere Schritte gemeinsam zu beschließen.

Wie kann man dem Thema Älterwerden und Pflege die Angst nehmen?
Pflegen und Älterwerden ist mit vielen Ängsten und Sorgen verbunden, weil vieles eben nicht mehr so funktioniert wie man es gewohnt ist. Aber was ich in all den Jahren festgestellt habe und auch von anderen Angehörigen weiß: Es gibt weiterhin schöne und fröhliche Momente. Auch wenn sich die Rollen von Eltern und Kindern innerhalb des Familiensystems verändern, kann das eine Chance sein, sich noch mal ganz anders und neu kennenzulernen. Ich habe durch die Erkrankung meiner Mama manches neu sehen gelernt und wir haben viele schöne Stunden verbracht, trotz der Demenz.

Was war für Sie die wichtigste Erkenntnis im Zusammenspiel mit ihren Eltern?
Eine wichtige Erkenntnis war, dass sich unsere Rollen über die Jahre verändert haben. Lange bin ich die kleine Tochter geblieben. Aber ich habe gemerkt, dass sich das ändern musste, denn mein Bruder und ich übernahmen immer mehr Verantwortung für unsere Eltern. Das Sorgen und Pflegen hat mich tatsächlich erwachsen werden lassen. Für meine Mama zu entscheiden, dass sie in ein Pflegeheim zieht, war ein Moment, in dem ich mich sehr erwachsen gefühlt habe. Ich war todtraurig und enttäuscht, aber wusste, dass sie dort die professionelle Pflege bekommen würde, die sie brauchte. Ich habe auch gelernt, meinungsstärker zu sein und Verantwortung zu übernehmen.

Wie kann man sich vor der eigenen Überforderung schützen?
Klingt banal, ist aber wahr: Gut auf sich achten und immer wieder Pausen nehmen. Selbst, wenn es nur fünf Minuten sind und man sich ans Fenster stellt und auf die Wolken schaut. Und ich rate sehr, sich vom Perfektionismus zu verabschieden. Pflegen läuft nicht nach Plan, schon gar nicht nach einem perfekten. Es bringt nur Stress, wenn man immer alles richtigmachen will. »Gut genug« lautet die Devise.

Darf man sich als Kind auch aktiv gegen die Betreuung entscheiden?
Ja, das darf man. Jede Person ist frei, ihr Leben zu führen und eigene Entscheidungen zu treffen. Kein Kind kann für die Eltern verantwortlich sein – und wir sollten auch bedenken: Nicht jede Familienbeziehung ist wohlwollend und liebevoll und viele Kinder haben kein gutes Zuhause. Erwachsene Kinder können viele Gründe haben, weshalb sie von ihren Eltern Abstand genommen haben und sich gegen die Betreuung entscheiden. Oder Kinder haben selbst gerade schwere Phasen im Leben und können diese Herausforderung nicht stemmen. Sich um die Eltern zu kümmern, sollte keine Pflicht sein, sondern aus dem Wunsch heraus passieren, für sie da sein zu wollen. Ich glaube, es würde sonst für alle zu schwer.

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